Saatgut und Bienen: Die grüne Bbliothek für nachhaltiges Wissen

Shownotes

Der Link zur Folge 1 in Staffel 1, in der Marit Kunis-Michel "Unser allerbestes Jahr" von David Gilmour vorstellt.

Titelmusik:

"Please, Listen Carefully", Jahzzar

Kommentare und Anmerkungen zur Folge bitte hier: https://buecherrausch.podigee.io/s3e7-ebibo-ebooks

Aufgenommen und produziert von Marcus Anhäuser, Dresden.

Mit freundlicher Unterstützung der Städtischen Bibliotheken Dresden.

Transkript anzeigen

00:00:00: Eines der überraschendsten Geräusche, das ich während all der Recherchen hier an den städtischen Bibliotheken in Dresden gehört habe, ist das hier.

00:00:08: *Bienensummen* Bienen.

00:00:10: Auf dem Südbalkon im ersten Obergeschoss des Kulturpalastes, mit Blick auf den Altmarkt, auf dem im Winter der berühmte Striezelmarkt stattfindet, stehen fünf Bienenstöcke. *Bienensummen*

00:00:23: Sie gehören zur Zentralbibliothek, die seit 2017 im ersten und zweiten Obergeschoss des

00:00:28: Kulturzentrums im Herzen der Stadt beheimatet ist.

00:00:31: Bienen sind vielleicht das augenscheinlichste, wenn auch das etwas versteckte Anzeichen für

00:00:37: das, was die Bibliothek seit einigen Jahren mehr und mehr anstrebt und auch in die Öffentlichkeit

00:00:43: trägt.

00:00:44: Eine grünere Bibliothek zu sein.

00:00:48: Dabei ist Nachhaltigkeit etwas, das Bibliotheken ja schon immer ausgezeichnet hat.

00:00:52: Und damit herzlich willkommen zur neunten Folge des Bücheräusch-Podcasts "Hinter den Kulissen".

00:00:58: Mein Name ist Marcus Anhäuser.

00:01:00: Please listen carefully. *Musik*

00:01:15: Das Thema Nachhaltigkeit ist eigentlich eine Basis in einer Bibliothek, einer öffentlichen Bibliothek, nämlich das Thema "Leihen statt kaufen".

00:01:23: Und das haben wir seit 1875 in Dresden. Da ist die erste Volksbibliothek in der Friedrichstadt aufgemacht worden und die ersten städtischen Bibliotheken gab es 1879.

00:01:35: Seitdem verleihen wir statt etwas zu kaufen. Wir teilen also Ressourcen.

00:01:40: Das ist Marit Kunis-Michel.

00:01:42: Sie ist die Direktorin der Städtischen Bibliotheken Dresden.

00:01:46: Wenn euch die Stimme bekannt vorkommt, dann vielleicht aus der ersten Folge der ersten Staffel dieses Podcast.

00:01:52: Da hat sie uns eines ihrer Lieblingsbücher vorgestellt.

00:01:55: "Unser allerbestes Jahr" von David Gilmour.

00:01:57: Und es ist eins, was man immer wieder lesen kann, was man ab und an auf einer Seite X aufschlagen kann.

00:02:07: Dann steigt man ein in einen neuen Film und es inspiriert immer wieder neu.

00:02:13: Dass Bibliotheken eigentlich ein Inbegriff der Nachhaltigkeit sind, das hatte ich lange auch nicht auf dem Schirm.

00:02:19: Erst als ich die Folge "Die Bibliothek der Dinge" produzierte, fiel auch bei mir der Groschen.

00:02:25: Dinge auszuleihen, statt sie selbst zu kaufen. Was könnte nachhaltiger sein?

00:02:30: Und Bücher waren nur der Anfang.

00:02:32: Innerhalb der Bibliotheken entstand in den letzten Jahren das Gefühl, dass man diesen

00:02:37: Gedanken auch mal etwas breiter vor der Brust tragen könnte.

00:02:40: Denn offenbar gab es viel mehr wie mich, die zwar an Nachhaltigkeit interessiert sind,

00:02:45: aber die Bibliotheken dabei gar nicht auf dem Zettel hatten.

00:02:48: Dass das Thema Nachhaltigkeit durch Klimawandel und eine gesellschaftliche Entwicklung eine

00:02:53: andere Bedeutung erlangt hat, das hat uns ja Mitte 2015/17 so erreicht.

00:03:00: einfach aus einer Belegschaft heraus. Und das ist das Besondere, muss ich sagen,

00:03:05: dass Kolleginnen und Kollegen sich zusammengeschlossen haben und gesagt haben,

00:03:10: die kleinen Schritte sind die wichtigen Sachen und ich möchte nicht nur im

00:03:14: privaten, meinen Müll trennen, Wasser sparen, weniger Flugreisen machen, ich möchte,

00:03:19: dass wir das auch im beruflichen und im Kontext der Bibliothek stärker nach außen

00:03:24: deutlich machen, was wir bereits tun, was wir besser machen, also anregen, uns zu

00:03:30: verbessern und zweitens das Potenzial in der Bibliothek nutzen. Ich habe jeden

00:03:37: Monat in der Zentralbibliothek zwischen 40.000 und 60.000 Leute, die hier in einem

00:03:44: Haus sind. Also wenn wir alle zwei Stellen noch zusammen nehmen, kommen wir

00:03:49: vielleicht auf 100.000-150.000 Besucher. Und die mit einem Plakat mit

00:03:55: Buchempfehlungen, mit Medienempfehlungen einfach mal auf das Thema aufmerksam machen,

00:04:00: sensibilisieren und mitnehmen. Wir machen schon ganz viel zum Thema Nachhaltigkeit. Wir haben

00:04:05: es nie verkauft. Wir sind nie damit werben gegangen, gesagt, wir sind eine Institution, die nachhaltig agiert.

00:04:11: Wir sind eher jetzt rausgegangen und gesagt, wir wollen noch nachhaltiger sein. Wir wollen uns noch

00:04:17: stärker engagieren in diesem Bereich. Ein Projekt, das sinnbildlich für all das steht, was

00:04:22: Marit Kunis-Müchli gerade beschrieben hat, ist die Saatgutbibliothek. Die Traditionalisten unter

00:04:28: unter den Bibliotheksfans werden sich wahrscheinlich fragen, was das jetzt noch mit einer Bibliothek

00:04:32: zu tun haben soll, die früher ja auch mal Büchereien genannt wurden.

00:04:37: Aber wie immer leuchtet es völlig ein, wenn man es mal zu Ende denkt, erklärt mir Karin

00:04:43: Schoppe, die das Saatgut in die Bibliothek geholt hat.

00:04:46: Also mein Bereich ist jetzt seit drei Jahren die Saatgutbibliothek.

00:04:50: Das ist was ganz Neues, was wir uns nicht ausgedacht haben, aber neu bei uns begonnen

00:04:55: haben.

00:04:56: Und zwar war das damals die Corona-Zeit,

00:04:59: wo die Bibliotheken alle geschlossen waren.

00:05:01: Und wir hatten andere Aufgaben zu erledigen

00:05:04: als so der übliche Alltag, den wir kannten.

00:05:07: Und dann hab ich mal so ein bisschen recherchiert,

00:05:10: was machen Bibliotheken gerade so aktuell überall in Deutschland,

00:05:13: so Neuigkeiten.

00:05:14: Und da bin ich auf dieses Thema Satgutbibliotheken gestoßen,

00:05:18: weil das gerade in Hamburg eröffnet wurde.

00:05:20: So, dann hab ich mich schlau gemacht, hab recherchiert,

00:05:23: hab dort auch angerufen, habe mir

00:05:24: Informationen geholt, was alles damit zu tun hat. Dann habe ich das okay von

00:05:29: unserer Leiterin, Frau Kunis-Michel damals bekommen.

00:05:32: Die hat das auch sofort gut gefunden und gesagt: "Das machen wir." Und dann ging das los.

00:05:38: Es ist sicher kein Zufall, dass ausgerechnet Karin Schoppe auf das Thema Saatgut kam.

00:05:43: Sie leitet den Bereich Sach- und Fachliteratur, zu denen zum Beispiel auch

00:05:48: das große grüne Thema Gartenliteratur zählt.

00:05:51: Dann habe ich ein paar interessierte Mitarbeiter gefunden,

00:05:54: aus meinem Team und auch aus anderen Teams.

00:05:57: Dann haben wir einen Aufruf gestartet, einmal an die Mitarbeiter der Städtischen Bibliotheken.

00:06:03: Wer Saatgut hat, kann uns gerne was spenden.

00:06:07: Also wir haben dann um Spenden gebeten.

00:06:09: Einmal bei den Mitarbeitern und dann auch in der Öffentlichkeit über alle Medien,

00:06:14: die es gibt, um so was publik zu machen.

00:06:18: Und dann wurden ganz viele Saatgutspenden bei uns abgegeben.

00:06:23: Das Grundprinzip der Saatgutbibliothek funktioniert so.

00:06:26: Hobbygärtner können sich in der Bibliothek eine überschaubare Menge Saatgut ausleihen,

00:06:31: in ihrem Garten aussäen, um dann nach der Ernte frisches Saatgut in die Bibliothek zurückzubringen,

00:06:37: für das nächste Jahr.

00:06:39: So entschied ein Kreislauf von geben und nehmen.

00:06:42: Beim Einrichten dieses Systems war es Karin Schoppe und ihren Kolleginnen wichtig,

00:06:46: dass der Nachhaltigkeitsgedanke auf jeder Ebene verankert ist,

00:06:50: angefangen schon bei Verpackungen und der Präsentation.

00:06:53: Unsere Saatgutkisten sind, eigentlich sind das Handy-Parkplätze.

00:06:59: Da passen ganz konkret Handys rein.

00:07:02: Und auch unsere Saatgut-Tüten.

00:07:04: Wir haben uns dann wirklich schlau gemacht, was nehmen wir, was wollen wir.

00:07:07: Wir wollten keine Plastik, also Holz.

00:07:09: Dann haben wir Butterbrot-Papiertüten, also auch wieder was Nachhaltiges,

00:07:13: wenig Chemie sozusagen.

00:07:16: Dann haben wir diese Tüten hier eben mit diesem Stempel versehen, unser Logo.

00:07:21: Dann eben die Informationen, die man wissen muss.

00:07:23: Was ist es denn? Wo muss ich es einpflanzen?

00:07:26: Diese Kisten stehen dann auf so einem Buchwagen bei uns an der Infotheke der Sach- und Fachliteratur,

00:07:33: zusammen mit unserem Handbestand und Flyern rundherum

00:07:38: und immer eine Mitarbeiterin in der Nähe, die dann Informationen und Fragen beantworten kann, Informationen geben kann.

00:07:44: Im März 2021, mitten in der Corona-Zeit, ging es dann los.

00:07:49: Seitdem kann man sich Saatgut in der Bibliothek ausleihen.

00:07:52: Die Auswahl ist groß und reicht von ewigen Klassikern des Gemüsegartens

00:07:57: bis zu kaum bekannten Raritäten der wilden Blumenwiesen.

00:08:01: Also was haben wir? Kräuter natürlich, Blumen, also Jungfer im Grünen, Ringelblumen.

00:08:05: Sowas lässt sich sehr gut vermehren.

00:08:08: Tomaten, sehr gut.

00:08:10: Dann gibt es Kräuter, angefangen von Senf über Pimpinelle und Petersilie und Sellerie.

00:08:19: Also Sachen, wo man selber noch gar nicht sich damit auseinandergesetzt hat,

00:08:25: dass aus dieser Pflanze Saatgut wächst.

00:08:27: Inzwischen gibt es auch zahlreiche Wildkräuter, die man sich aus Gläsern selbst umfüllen kann.

00:08:32: Wie Guter Heinrich, Glockenblume, Zittergras oder Großer Wiesenknopf.

00:08:38: Dabei erweist sich das Saatgut als Lockmittel, wie die Blüten für die Bienen.

00:08:43: Wer sich die Natur nach Hause holt, bekommt auch immer eine Portion Wissen dazu.

00:08:48: Wir haben die Tüten nicht einfach hingestellt, so nach dem Motto Selbstbedienung, sondern

00:08:52: wir haben versucht, den Benutzerinnen und Benutzern ein Gespräch anzubieten.

00:08:58: Wir sind ja eine kulturelle Bildungseinrichtung, so sehen wir uns auch, dass wir eben einmal

00:09:03: unsere Bestände, die wir im Haus haben, anbieten können. Also wir haben einen riesigen Gartenbuchbestand aktuell und attraktiv.

00:09:13: Und dass die Leute sich aufgrund dieser Sache, dass sie sich mit dem Saatgut beschäftigen und dann auch noch einen Garten haben

00:09:21: und sich dann vielleicht auch noch in der Familie darüber unterhalten und Kinder lernen gleichzeitig auch mit,

00:09:27: wie man Saatgut ausbringt im Garten und wie man das erntet, was man beachten muss und was alles

00:09:33: dazu gehört. Das ist eigentlich unser Hauptanliegen, dass wir dieses Wissen vermitteln, über dieses

00:09:40: Saatgut-Ausleihe einmal sich mit dem Thema zu beschäftigen. Warum ist es so wichtig? Denn es

00:09:47: geht einmal ja darum, dass wir die Biodiversität und Pflanzenvielfalt hier in der Stadt weiter

00:09:52: verbreiten, dass wir die Leute sensibilisieren, Pflanzen zu erhalten, alte Sorten, dass das

00:10:00: Wissen nicht verloren geht. Das es ja heutzutage nicht mehr nur in Büchern gibt. Wer sich weiter

00:10:04: informieren will, dem bieten die Bibliotheken zahlreiche Veranstaltungen zu all den Themen

00:10:09: rund um das Saatgut und das Thema Nachhaltigkeit an. Wir haben uns eine Veranstaltungsreihe haben

00:10:15: wir kreiert, die heißt "Wissen wächst" und in dieser Veranstaltungsreihe wurden Abendveranstaltungen

00:10:21: angeboten, durchgeführt in Kooperation mit dem Umweltzentrum. Da ging es einmal zum

00:10:26: Beispiel um das Thema Wildbienen, da ging es um das Thema Biodiversität, Pflanzen

00:10:32: erhalten, Artensterben. Wir hatten auch eine Veranstaltung zum Thema Gärtnern

00:10:37: in der Trockenheit, Klimawandel. In diesem Jahr hatten wir wieder drei

00:10:41: Veranstaltungen in der Reihe "Wissen wächst". Das ist das Credo, das ist unsere

00:10:47: Aufgabe. Wir geben Sachen aus, wir bekommen etwas wieder. Das ist ja unser Prinzip "Ausleihen und

00:10:54: Rückgabe". Und da ist das Saatgut ein Mittel zum Zweck. Bei den Bienen vom Balkon ist das

00:11:00: eigentlich ganz ähnlich. Hier gibt es einige Regalmeter mit Sachbüchern rund um die Bienenzucht

00:11:06: und das Imkern. Allerdings gab es die Bienenbibliothek schon, als die Zentralbibo noch im Dresdner

00:11:13: World Trade Center beheimatet war. In und um Dresden gibt es schon lange viele Hobby-Imker

00:11:20: und Vereine. Die Bienen wurden erst mit dem Umzug in den Kulturpalast Teil der Bibliothek.

00:11:25: Und das ist unsere Bienenbibliothek. Hier haben wir die Literatur zum Thema Imkern,

00:11:30: Honiggewinnung, Bienen, Leben der Bienen. Und Sie sehen schon, dass es viele Lücken sind. Also

00:11:38: jetzt ist gerade die Zeit, womit man sich damit beschäftigt, intensiv. Die sind sehr gut

00:11:43: ausgeliehen gerade. Zeitungen, Zeitschrift haben wir auch im Angebot. Bienen und Natur.

00:11:50: Wir sind ja keine wissenschaftliche Bibliothek, sondern die Stadtbibliothek und da ist eben der

00:11:57: Imker ist ja ein Beruf, klar, aber auch eine Berufung und für den Hobby-Imker ist die Literatur

00:12:05: bei uns zu finden. Auf dem Balkon finden dann Bienenprojekt und Saatgutbibliothek zusammen.

00:12:12: Zwischen den fünf Bienenstöcken finden sich Hochbeete mit bienenfreundlichen Wildkräutern zum Nektar sammeln, aus dem ein ganz besonderer Honig wird.

00:12:22: Und das sind, wo die Schilder stehen, sind eben die Pflanzen aus dem Projekt "Urbanität und Vielfalt" vom Umweltzentrum, die hier rausgepflanzt sind.

00:12:35: Im letzten Jahr hatten wir, ich glaube, 500 Kilo Honig geerntet.

00:12:40: Von diesen Bienen. 500 Kilo Honig.

00:12:43: Das war ordentlich viel.

00:12:45: Also, die Bienen sind sehr fleißig hier.

00:12:48: Und die werden dann verkauft als "Palasthonig" bei uns in der Bibliothek.

00:12:51: Und ich hörte, wenn Lesungen sind, die Autoren...

00:12:54: Dann werden das als Dankeschön als Geschenk weitergegeben.

00:12:59: Aber man kann ihn auch kaufen. *Bienensummem*

00:13:01: Bienen, Wildkräuter, Gemüsesaatgut, Themenregale und Veranstaltungen sind aber eben nur die

00:13:14: nach außen sichtbaren Zeichen, mit denen die Bibliothek immer wieder darauf verweist,

00:13:19: dass sie ein Hort der Nachhaltigkeit ist.

00:13:21: Eher unbemerkt ist, was die Bibliotheken umsetzen, um selbst als Institution grüner zu werden.

00:13:29: Bei rund 20 Häusern über die ganze Stadt verteilt gibt es eine Menge Einsparpotential,

00:13:35: um die Bibliotheken dem Ziel der Klimaneutralität Stück für Stück näher zu kommen, wie mir

00:13:41: Holger Nitzschner erklärt, der Leiter der Verwaltung.

00:13:44: "Die größten Hebel sind wie immer die Energie, die Mobilität und die Ressourcen.

00:13:49: Und wir können ja jetzt mal einen Blick in die Energie werfen.

00:13:54: Da ist es bei uns vor allen Dingen Strom und Heizung und beim Strom insbesondere das Licht.

00:14:00: Da schauen wir, dass wir über andere Leuchtmittel, die wir einsetzen, also Richtung LED, ganz viel erzielen können.

00:14:08: Da haben wir schon gestartet, 2019, mit den ersten Bibliotheken und inzwischen sind wir schon so weit, dass wir 60 Prozent der Bibliotheken umgestellt haben.

00:14:17: Damit können mindestens 50 Prozent Energiekosten gespart werden beim Strom.

00:14:23: Das ist ein sehr wichtiger Hebel für uns.

00:14:26: Es sind vor allem die Zweigstellen, bei denen es einiges zu verbessern gibt.

00:14:29: Wie etwa die Heizungsanlagen, die teilweise schon recht alt sind.

00:14:33: Anders als in der Zentralbibliothek, die erst seit 2017 im renovierten Kulturpalast ein neues Zuhause fand.

00:14:39: Ein neues Projekt, das wir gerade angegangen sind, ist die smarte Heizungssteuerung.

00:14:45: Dort tauschen wir die Steuerungstechnik aus.

00:14:49: Also es kommen smarte Thermostatventile ran und eine Steuertechnik, die man eben auch übers Internet steuern kann oder zeitgesteuert,

00:14:57: dass eben auch in der Nacht die Temperaturen abgesenkt werden oder an Feiertagen das nicht durchweg die Heizungen volllaufen.

00:15:05: Da einige der Häuser aber gemietet sind, sind dort die Einflussmöglichkeiten eingeschränkt.

00:15:09: Nur bei den eigenen Häusern kann die Bibliothek dann gemeinsam, zum Beispiel mit dem städtischen Klimaschutzstab, Projekte entwickeln.

00:15:17: Genauso wie in Bereichen, die unabhängig von den Gebäuden sind, wie etwa der Fuhrpark.

00:15:21: Bis 2030 wollen wir alle unseren ganzen Fuhrpark umstellen.

00:15:26: Da müssen wir natürlich gucken, was ist technisch möglich, wie ist die Entwicklung da bis jetzt.

00:15:31: Auch bei den Transportern waren wir jahrelang dabei, den Markt zu sichten.

00:15:35: Und jetzt, seit letztem Jahr, gibt es tatsächlich Fahrzeuge, die unseren Ansprüchen genügen,

00:15:41: die eine gute Qualität haben, die einigermaßen bezahlbar sind.

00:15:45: Und genauso werden wir das fortführen.

00:15:48: Unsere zwei Pkw, die wir haben, die sind noch nicht so alt.

00:15:50: Deshalb bringt das jetzt nichts, so auf die Schnelle die umzustellen.

00:15:54: Aber das ist eben ein langfristiges Ziel.

00:15:58: Ein weiteres Thema ist noch, dass wir auch nach draußen wirken wollen mit unserer Mobilität.

00:16:04: Also wir wollen natürlich auch, dass unsere Bibliotheken ausreichend Fahrradständer haben

00:16:09: und auch auf die Möglichkeit, Lastenfahrräder zu nutzen, hinweisen.

00:16:14: In Dresden gibt es ein Supersystem vom ADFC.

00:16:19: "Frida & Friedrich" heißt das.

00:16:21: Dort kann man kostenfrei an verschiedenen Stellen Lastenfahrräder ausleihen und nutzen.

00:16:25: Und wir wollen dieses Jahr ein Verleihpunkt werden.

00:16:30: Wir haben jetzt schon hier am Kulturpalast eine Lastenfahrradgarage errichtet mit Gründach.

00:16:35: Und dort kommen dann im Laufe des Jahres zwei Lastenfahrräder rein, die dann ausgeliehen werden können.

00:16:43: Neben den großen teuren Projekten, für die es immer auch Kooperationspartner braucht, um sie zu stemmen,

00:16:50: gibt es noch viele kleine Ansätze innerhalb der Bibliotheken, die helfen, die Bibo nachhaltiger und buchstäblich grüner zu machen.

00:16:58: Kristallisationspunkt ist hier die AG Grüne Bibliothek, in der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen Bereichen mitmachen und Vorschläge einreichen.

00:17:08: Unter anderem ist da ein Leitfaden für die Ausbildung entstanden, der auch das Thema Nachhaltigkeit dort im Blickpunkt hat und den unseren Azubis Hilfestellungen und Tipps gibt, wo können sie was machen, was gibt es für Möglichkeiten.

00:17:23: Ansonsten kommen eben auch aus den Bibliotheken unterschiedliche Ideen.

00:17:28: In der Bibliothek Pieschen ist zum Beispiel da eine grüne Wand entstanden, in der Bibliothek.

00:17:33: Eine Wand, die mit Grünenpflanzen besetzt ist und die sich ständig weiterentwickelt und etwas Pflege braucht,

00:17:41: aber etwas für die bessere Luft in der Bibliothek macht.

00:17:46: Damit der Ehrgeiz und die Begeisterung für das Thema Nachhaltigkeit,

00:17:50: das ja aus der Belegschaft kam, über die Jahre nicht abebbt,

00:17:53: und auch immer mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazukommen,

00:17:57: hält die AG sie einfach immer auf dem Laufenden.

00:18:00: Da gibt es verschiedene Möglichkeiten, die man da gehen kann.

00:18:03: Wir sind zum einen, wollen wir immer berichten, was macht unsere AG,

00:18:07: was gibt es Neues, was sind unsere neuen Ziele.

00:18:10: Was sich bei uns sehr gut etabliert hat, ist "Der grüne Tipp".

00:18:14: Den gibt es in jeder Dienstberatung.

00:18:16: Das sind Tipps aus dem Alltag, z.B.

00:18:18: Wie kann man den nächsten Urlaub gestalten, möglichst klimabewusst?

00:18:22: Wie kann man treibstoffarm fahren mit dem eigenen Auto fahren?

00:18:26: Was gibt es für Möglichkeiten bei der Gartengestaltung?

00:18:29: Was kann man da beachten, um möglichst nachhaltig zu gärtnern?

00:18:33: Ressourcenverbrauch, Thema Recycling, Thema Alufolie, Grillen.

00:18:39: Das sind alles so ein Thema, wo es immer irgendwelche kleinen Tipps gibt,

00:18:43: die dann sehr gerne angenommen werden.

00:18:45: Was im Kleinen funktioniert, muss im Großen noch lange nicht klappen.

00:18:50: Dass Nachhaltigkeit und Umweltschutz auch immer wieder mit anderen Zielen kollidieren

00:18:55: und es nicht immer leicht ist, Maßnahmen auch durchzuführen, verdeutlicht mir am Ende

00:19:00: unseres Gesprächs Marit Kunis-Michel am Beispiel des Kulturpalastes, in dem die Bibliothek

00:19:06: zusammen mit der Philharmonie beheimatet ist.

00:19:08: "Es gibt halt, das ist ein Haus mit Denkmalschutz, es gibt klare Sichtachsen und da ist zum Beispiel

00:19:15: nicht vorgesehen, dass auf dem Balkon irgendwelche Sonnenschirme stehen oder

00:19:19: dass da Geranien runter ranken und da ist auch kein Platz für eine Sonnenblume.

00:19:24: Ja, aber das zeigt ja wieder, dass wir in einem Diskurs sind, in einer

00:19:29: Auseinandersetzung. Und das hat uns zum Beispiel dazu geführt zu hinterfragen,

00:19:33: wie kann man den denkmalgeschützten Gebäude nachhaltig verändern, dass sie,

00:19:39: die sich dem Klima anpassen, energieeffizienter sind etc. pp. Und das

00:19:44: muss ich sagen, diskutieren wir hier mit der Philharmonie und unserem Vermieter seit zwei Jahren.

00:19:49: Ist es möglich, Photovoltaik auf dem Dach zu haben? Ist die Technik soweit?

00:19:56: Traglast vom Dach, Sichtbarkeit, können wir das Dach begrünen?

00:20:02: Wir sind mitten in der Stadt, wir sind hier eigentlich zugepflastert.

00:20:05: Wenn Sommer ist, sagen mir meine Besucher, man hält es auf dem Vorplatz nicht aus.

00:20:10: Das sind zwar die Springbrunnen, es ist zu heiß.

00:20:12: Wir gehen abends um 19 Uhr, wenn wir schließen, wenn wir früh morgens kommen in Dienst,

00:20:17: es ist genauso warm wie am Abend vorher. Es kühlt in der Stadt nicht mehr ab.

00:20:22: Und das sind die Themen, die wir hier im Haus diskutieren, wo wir auch Entscheidungsträger drängen.

00:20:29: Und das größte Ziel wäre irgendwie so das erste grüne Kulturhaus zu sein,

00:20:33: was eben nicht neu gebaut ist als Null-Energie-Haus, sondern aus einem Denkmal heraus.

00:20:40: Von den kleinen Tipps bis zu den großen Veränderungen:

00:20:43: Die städtischen Bibliotheken arbeiten auf allen Ebenen daran, ihr Haus grüner und nachhaltiger zu machen.

00:20:50: Was sie aber von anderen Institutionen unterscheidet, ist genau dieser intensive Kontakt und Austausch mit der Öffentlichkeit,

00:20:58: den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Dresden.

00:21:00: Und das finde ich so schön, dass man das in der Bibliothek wieder zusammenfassen kann.

00:21:04: Das Bibliothek ein Diskursort ist und sehr, sehr niederschwellig.

00:21:09: Ich muss eben nicht an eine Universität gehen, und Umwelttechnik und das dort diskutieren mit Wissenschaftlern,

00:21:15: sondern ich lade mir die Wissenschaftler und die Experten hier ein und fordere aber auch ein,

00:21:19: dass sie das sehr niederschwellig rüberbringen, weil ich hier ein ganz breites Publikum habe.

00:21:24: Ich habe den Schüler, den jungen Menschen, der sich engagiert, der vielleicht auch kontrovers ist

00:21:31: oder radikalisiert sich manchmal schon. Also, wir können ja diskutieren, Letzte Generation,

00:21:37: bis hin zum Erwachsenen und Rentner, der sagt "Hallo, ich bin jetzt schon 70 Jahre auf der Welt

00:21:43: und ich merke am eigenen Leib, ich kann euch sagen, das Klima hat sich verändert

00:21:47: und ich mache das und das, die kleinen Schritte."

00:21:50: Und das wieder zusammenzufassen, ein Austauschort zu sein,

00:21:54: ein Informationsort, wo es eben nicht nur von Wissenschaft und Experten an Publikum geht,

00:22:00: sondern auch innerhalb des Publikums sich mischt und sagt,

00:22:04: "Hier, ich habe das so und so gemacht",

00:22:05: dass sich uns als den Ort in Dresden, wo das stattfindet.

00:22:10: *Bienensummen* Das war die neunte Folge des Bücherrausch-Podcasts "Hinter den Kulissen".

00:22:24: Falls ihr noch wissen wollt, wie denn eigentlich die Bienen in die Bibliothek kamen, hört

00:22:30: einfach die Folge bis zum Ende durch.

00:22:33: Da erzählt euch Marit Kunis-Michel, was die Bienen mit einem Baucontainer und dem Umzug

00:22:38: in den Kulturpalast zu tun haben. In der zehnten und letzten Folge erfahrt ihr dann, wie sich

00:22:45: Bibliotheken im Laufe der Zeit verändert haben, wie aus der Bücherei früher der dritte Ort

00:22:51: heute wurde. Bis dahin alles Gute.

00:22:55: *Musik* Der Bücherausch-Podcast ist eine Produktion von Marcus Anhäuser, Dresden.

00:23:16: Die Titelmelodie "Please listen carefully" ist von Jhazaar.

00:23:21: Mit freundlicher Unterstützung der Städtischen Bibliotheken Dresden.

00:23:25: ... zur Eröffnung, ich bin ja wirklich, ich habe die Leitung der Zentralbibliothek übernommen,

00:23:34: als die Planung durch war und wirklich mit dem Einzug.

00:23:38: Im Januar 2017 bin ich die Leiterin geworden, im März sind wir umgezogen, April.

00:23:43: Und es sprach mich der Bauleiter an: "Frau Kunis-Michel, ist ja schön jetzt alles hier, neu gemacht und so.

00:23:50: Ich hätte da ein Angebot für Sie." und ich sag: "Was haben Sie denn?" "Naja, ich bin Hobbyimker

00:23:56: und hatte hier auf meinem Baucontainer ein Bienenvolk und ich kann das jetzt aber nicht

00:24:04: mehr mitnehmen. Könnten Sie sich vorstellen, das zu übernehmen?" Und da ist mir wirklich, ganz große

00:24:11: Augen bekommen und ich war erstmal sprachlos und ich dachte, auch Wahnsinn, jetzt kommst du noch

00:24:16: zu einem Volk Bienen. "Ich habe von Bibliothek vielleicht ein bisschen Ahnung, aber von Bienen

00:24:21: überhaupt nicht." "Ja, ja, wissen Sie, das könnte ja jetzt hier so schön auf dem Balkon stehen."

00:24:27: Und ich sagte: "Die Idee ist ja großartig an der Kinderbibliothek, da wo der Südbalkon ist,

00:24:32: wenn das okay ist für die Bienen, aber wer kümmert sich da drum?" Sagt er, ja, er würde

00:24:36: mir Kontakt herstellen zum Stadtimker-Verein, vielleicht würden die das übernehmen. Und der

00:24:42: Stadtimker-Verein war natürlich auch interessiert, weil es ist ein lukrativer Platz.

00:24:46: Der damalige Leiter des Vereins hat dann noch vier andere Völker mitgebracht.

00:24:51: Und so ist das gewachsen.

00:24:54: Und ich habe gesagt, ja, nicht nur die Bienen, wir müssen auch das Thema inhaltlich bringen.

00:24:58: Und wir haben Ende April eröffnet.

00:25:01: Im Mai hatten wir jetzt den ersten Workshop Saatgutbomben bauen in der Bibliothek.

00:25:06: Und ja, Stadtimkern, was heißt das?

00:25:09: Und daraus ist dann auch erwachsen, ich habe gesagt, wenn ihr kommt und hier ein bisschen nebelt und guckt, wie es den Bienen geht, dass ich da gerne eine Kindergartengruppe oder eine Klasse da habe und dass mal jemand so eine Frage stellen kann.

00:25:20: Und da gab es dann so Veranstaltungsreihen. Das hat dann in der Zuständigkeit gewechselt. Jetzt haben wir einen anderen Imker. Das ist aber wunderbar.

00:25:29: Und wir haben unglaublich viel gelernt, weil wer hat schon die Chance, während seiner Arbeit ab und an mal auf so einen Bienenstock zu gucken? Und dann sind da Kinder, die gucken.

00:25:38: Und dann wird Herbst und dann sterben Bienen. Dann liegen tote Bienen auf dem Balkon.

00:25:43: Katastrophe! Also es ist wirklich in den ersten Jahren kamen immer Kinder angerannt.

00:25:47: Die Bienen sind tot, die Bienen sind tot. Und ja, dass ein Volk von 50.000 Bienen auf 5.000 Bienen

00:25:54: über den Winter sich reduziert. Wer wusste das vorher von uns? Niemand.

00:25:57: Also Wissenszuwachs in die Bibliothek und wieder nach außen. Und das ist jetzt perfekt.

00:26:02: Jetzt sind wir mit diesen Bienenstöcken auch seit letztem Jahr eine Station auf dem Bienenlehrpark ...

00:26:08: [Sie singt auf Englisch.]

00:26:10: [Siehe Video]

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