Leseempfehlung: "Das Haus" von Monika Maron

Shownotes

Ein Buchtipp von: Vera Amberg, ehrenamtliche Bücherbotin der Städtischen Bibliotheken Dresden

Buchtitel: Das Haus

Autorin: Monika Maron, Hoffmann und Campe, Hamburg, 2023

Die vorgestellte BücherRausch-Folge: "Die Bücher zu den Menschen bringen 2". Folge 3 der 3. Staffel.

Die Musik dieser Folge:

Titelmusik: Please, Listen Carefully von Jahzzar

Musik in dieser Folge von Blue Dot Sessions

Produktion: Aufgenommen und produziert von Marcus Anhäuser, Dresden, 2024

Idee und Konzept: Marcus Anhäuser

Mit Unterstützung der Städtischen Bibliotheken Dresden.

Transkript anzeigen

00:00:00: Manche fliehen vor Einsamkeit, wenn der Partner gestorben ist.

00:00:03: Manche suchen Hilfe.

00:00:05: Mir persönlich kann man es noch nicht vorstellen.

00:00:08: Wobei, diese Gegend mit dem See und dem Spazierengehen hat was.

00:00:13: Hier ist der Bücherrausch.

00:00:15: (englisch:)

00:00:16: (Lockere Musik)

00:00:17: Hallo und willkommen zur zweiten Folge der vierten Staffel

00:00:25: des Bücherrausch-Podcasts.

00:00:27: Diesmal stellt uns eine ehrenamtliche Bücherbotin

00:00:30: der Städtischen Bibliotheken Dresden

00:00:32: einen Roman über ein Haus und seine Wohngemeinschaft

00:00:35: im fortgeschrittenen Alter vor.

00:00:36: Auf den ersten Blick wirkt es wie ein Traumhaus,

00:00:39: in dem viele verschiedene Personen problemlos zusammenleben können.

00:00:43: Doch im Laufe der Geschichte zeigt sich,

00:00:45: dass dieses Zusammenleben nicht ganz so einfach ist,

00:00:48: wie es sich die Bewohnerinnen und Bewohner zu Beginn vorgestellt hatten.

00:00:52: Ich wünsche euch viel Spaß beim Zuhören.

00:00:54: Mein Name ist Marcus Anhäuser.

00:00:56: (Lockere Musik)

00:00:57: Ich bin Vera Amberg

00:01:11: und seit ungefähr vier Jahren ehrenamtliche Bücherbotin

00:01:15: bei den Städtischen Bibliotheken.

00:01:17: Das ist für eine Schmöckermaus wie mich ...

00:01:21: das super Ehrenamt, weil ich lese nicht nur gern,

00:01:26: sondern ich tausche mich auch gern mit Leuten über Bücher aus,

00:01:30: empfehle was oder lasse mir was empfehlen.

00:01:33: Das gehört für einen Bücherbotin einfach dazu,

00:01:36: dass man auch den Kontakt für Leute,

00:01:38: die nicht mehr in die Bibliothek gehen können,

00:01:40: dass die mehr als ihr tägliches Umfeld haben.

00:01:44: Und ja, das sind halt die Bücherboten.

00:01:47: (Lockere Musik)

00:01:49: (Lockere Musik)

00:01:50: Ich bin gebürtige Leipzigerin.

00:01:58: Und habe in meinem ersten Berufsleben

00:02:03: eine Ausbildung zur Bibliothekarin gemacht.

00:02:06: Ja, und manche Sachen, die bleiben ein Leben lang,

00:02:10: das ist wahrscheinlich wie bei Sportlern oder Köchen oder so,

00:02:13: die brauchen das dann einfach.

00:02:15: (Lockere Musik)

00:02:16: (Lockere Musik)

00:02:17: Man gerät manchmal so an Bücher, wie sagt man,

00:02:36: wie die Jungfrau zum Kind, wo man einfach sagt,

00:02:39: "Hu, komm, nimm mal mit."

00:02:40: Oder ich meine, in der Bibliothek, das ist ja das Gute,

00:02:43: da muss ich nicht 20 und mehr Euro bezahlen.

00:02:47: Sondern ich nehm's mit, und wenn mir's nicht gefällt,

00:02:49: geht's wieder ins Regal.

00:02:51: Abgeben muss man's doch sowieso.

00:02:53: Ich stöbre grundsätzlich Literatursendungen, Zeitschriften,

00:02:58: in der Bibliothek, in der Buchhandlung.

00:03:00: Und es gibt Bücher, da liest man drei Sätze.

00:03:04: Und dann denkt man, ja, doch.

00:03:08: Es gibt ja auch Bücher, die man nach drei Seiten zusammenklappt.

00:03:13: Und da gehört's definitiv nicht dazu.

00:03:15: (Lockere Musik)

00:03:16: Ich habe heute das Buch von Monika Maron ausgesucht.

00:03:41: Das ist ein Roman, der im Herbst 2023 erschienen ist.

00:03:46: Und er heißt "Das Haus".

00:03:48: Monika Maron kennen sicherlich viele Leser schon.

00:03:52: Sie hat ja einige Romane veröffentlicht.

00:03:55: Ihr erster Roman ist wohl ...

00:03:59: 1981 erschienen, "Flugasche".

00:04:04: Da geht's um Bitterfeld, Umwelt.

00:04:09: Und der durfte natürlich bei Weitem nicht in der DDR erscheinen.

00:04:14: Und sie ist natürlich eine Autorin, die kritisch ist.

00:04:19: Also, ich würde jetzt nicht sagen,

00:04:21: dass sie gegen alles und jeden was hat.

00:04:24: Aber sie ist kritisch und manchmal bringt sie Themen ins Gespräch,

00:04:28: wo man vielleicht auch mal drüber nachdenken sollte oder könnte.

00:04:33: Weil's einen ja selber betrifft.

00:04:35: Genau wie bei dem Haus.

00:04:37: (Lockere Musik)

00:04:38: (Lockere Musik)

00:04:39: In dem Buch geht's um eine Situation,

00:05:04: ich glaub, in der würde sich fast jeder gerne wiederfinden.

00:05:08: Da erbt eine ...

00:05:10: Tierärztin, die ist auch schon im Ruhestand,

00:05:13: die erbt in der Nähe von Berlin in einem Café ein Haus.

00:05:18: Mit Grundstück. Das ist schon saniert.

00:05:22: Also, ja, man könnte neidisch werden.

00:05:25: Die Umgebung ist toll.

00:05:27: Ja, aber was macht man mit so einem Haus?

00:05:29: (Lockere Musik)

00:05:30: (Lockere Musik)

00:05:31: Jetzt würde ich gerne die Stelle vorlesen,

00:05:41: wo die Entscheidung fällt, was man denn mit dem Haus macht.

00:05:44: Das ist so, ich glaub, auf Seite zwei oder drei.

00:05:48: Also, die Katharina erbt das Haus.

00:05:50: Es ist saniert.

00:05:53: Und ihr Cousin, von dem sie das Haus geerbt hat,

00:05:56: der wollte irgendwie so eine Künstlerkolonie

00:05:59: oder irgendso was damit machen.

00:06:01: Dazu ist es nun nicht mehr gekommen.

00:06:03: Jetzt hat sie das Haus und überlegt eben, was sie damit macht.

00:06:07: Für sie alleine ist es zu groß.

00:06:08: Verkaufen will sie auch nicht so richtig.

00:06:11: Und ich vermute mal, sie sucht ja auch irgendwas, wo sie im Alter ...

00:06:17: Sie stellt sich das wahrscheinlich auch ganz nett vor.

00:06:20: Denn es heißt ja, sie hat schon mal drüber nachgedacht,

00:06:23: so eine Wohngemeinschaft zu bilden mit Freunden und Bekannten.

00:06:27: Als dann noch zur Geburtstagsfeier, so in der Nacht,

00:06:30: ich weiß jetzt nicht, wie viele Flaschen da schon,

00:06:33: zum Glaskontainer gehen,

00:06:34: dann kommt jemand, warum ziehen wir nicht zusammen?

00:06:38: Und ...

00:06:39: Ja, und dann, sie sagt ja auch, hab ich auch schon drüber nachgedacht.

00:06:43: Aber vielleicht war nie die Gelegenheit oder die Zeit,

00:06:46: aber jetzt ist eben der Moment.

00:06:48: Es war Anfang Februar bei Sylwies, 68, im Geburtstag.

00:06:55: Als morgens zwischen drei und vier wieder einmal die Rede

00:06:59: auf Katharinas grandiose Immobilie kam.

00:07:02: Wir waren nur noch zu fünft oder zu sechst.

00:07:05: Der engste Kreis eben.

00:07:07: Als Sylvie meinte, wir könnten doch alle zusammen da einziehen.

00:07:11: Ich rief gleich, um Gottes willen.

00:07:13: Aber Sylvie war von ihrem Vorschlag so entzückt,

00:07:16: dass sie uns mit vom Alkohol befeuerter Begeisterung

00:07:19: ein gemeinsames Leben in einem Schloss auszumalen begann.

00:07:22: Was mich noch mehr abschreckte.

00:07:25: Katharina sah ernst von einer zur anderen

00:07:27: und sagte dann mit einem Blick zu mir, den ich als Frage verstand,

00:07:31: "Daran hätte ich auch schon gedacht."

00:07:34: Eigentlich sei das sogar ein alter Traum von ihr,

00:07:37: für den sie irgendwann nur den Mut verlassen hätte.

00:07:40: "Ich beteuerte noch einmal, dass für mich so eine späte,

00:07:44: wenn auch luxuriöse Wohngemeinschaft nicht in Frage käme."

00:07:47: Sylvie jubelte.

00:07:49: In dem Gesicht von Michael Jange,

00:07:52: dessen Freund vor einem Jahr gestorben war,

00:07:54: glaubte ich etwas zu erkennen, das Neugier,

00:07:57: vielleicht auch Hoffnung hätte sein können.

00:07:59: Und Katharinas Gesicht sah ich an,

00:08:01: dass in ihr schon die ersten Pläne reiften.

00:08:05: Von diesem Tag an arbeiteten ...

00:08:08: Von diesem Tag an arbeiteten Sylvie und Katharina

00:08:12: an dem großen Vorhaben "Brusin"

00:08:14: und fuhren fast an jedem Wochenende

00:08:16: mit ausgewählten Kandidaten über Land.

00:08:20: Offenbar gestaltete sich das Zusammenfügen einer Gemeinschaft,

00:08:23: die sowohl erwünscht als auch willig war,

00:08:25: schwieriger als erhofft.

00:08:27: Was weder Sylvies noch Katharinas Enthusiasmus bremste.

00:08:30: Sylvie hatte einen Traum und Katharina einen Plan.

00:08:34: Und wenn Katharina einen Plan hatte,

00:08:37: entfaltete auch der sinnvollste Zweifel an seiner Realisierung

00:08:41: die gegenteilische Wirkung.

00:08:43: Indem er Katharina nur animierte,

00:08:46: nach neuen Wegen und Umwegen zu suchen,

00:08:48: um endlich ans Ziel zu gelangen.

00:08:50: (Ruhige Musik)

00:08:52: Das Haus ist ja, wenn man so will, eine Senioren-WG.

00:09:08: Und man liest oder hört heutzutage öfters mal

00:09:11: von alternativen Wohnformen.

00:09:14: Man will im Alter aus den unterschiedlichsten Gründen,

00:09:17: genau wie die Personen in dem Roman.

00:09:20: Man will nicht alleine leben, muss vielleicht ausziehen.

00:09:24: Manchmal ist es eine finanzielle Frage oder wie auch immer,

00:09:27: wo man dann drüber nachdenkt,

00:09:29: ach, es wär doch ganz schön mit anderen zusammen.

00:09:32: Aber so einfach ist es leider kaum.

00:09:35: Oder man sollte sich da keinen großen Illusionen hingeben.

00:09:40: Denn hier sind jetzt sechs Single und ein Ehepaar.

00:09:46: Fünf Frauen, drei Männer.

00:09:47: Ganz unterschiedliche Motive,

00:09:50: aus denen die in dieses Haus oder Schloss oder wie auch immer

00:09:54: einziehen wollen.

00:09:55: Da ist bei dem einen ja eine Trennung.

00:09:58: Das Ehepaar, da hat der Mann erst einen Schlaganfall gehabt.

00:10:02: Die erhoffen sich natürlich ein bisschen Hilfe, Unterstützung.

00:10:07: Man will nicht alleine sein.

00:10:09: Und die Erzählerin, das ist die Journalistin Eva,

00:10:14: die ist von Anfang an sehr skeptisch.

00:10:16: Gar nicht meins.

00:10:18: Aber ihr Haus wird saniert.

00:10:21: Und was soll sie jetzt machen?

00:10:23: Soll sie in dem Baulärm und dem Schmutz ...

00:10:25: Dann denkt sie, ach komm, mach das mal für ein paar Wochen

00:10:29: oder ein paar Monate, das geht schon.

00:10:31: Und die Umgebung ist sehr schön.

00:10:33: Man hat Platz und Möglichkeiten, spazieren zu gehen.

00:10:36: Sie haben auch Kontakt mit den Einwohnern dort,

00:10:39: mit den Nachbarn.

00:10:40: Alles gut.

00:10:41: Und man hat gemeinschaftliche Räume.

00:10:43: Jeder hat seine eigene Wohnung, was ja schon mal ganz gut ist.

00:10:47: Sein eigenes Bad und eigentlich alles so, wie er es haben möchte.

00:10:51: Aber man hat eben auch gemeinsame Räume.

00:10:53: Man sitzt draußen im Sommer, trinkt Wein,

00:10:57: spricht über Weltgeschehen, alle solche Dinge.

00:11:00: (Ruhige Musik)

00:11:01: (Ruhige Musik)

00:11:02: Es sind alle über 60.

00:11:24: Sind alle über 60.

00:11:25: Die eine hatten wir ja in der Leseprobe, die war 68.

00:11:30: Und ich glaub, die Jüngste, die ist vielleicht so Anfang 60.

00:11:34: Eine Buchhändlerin dabei, die Eva war Journalistin

00:11:38: oder ist Journalistin.

00:11:40: Dann ist ein Historiker dabei, der eine ist Kunsthändler.

00:11:44: Eine Person kommt übrigens aus Dresden.

00:11:46: Man erfährt nicht über alle sehr viel,

00:11:50: beziehungsweise manchmal so andeutungsweise.

00:11:53: Aber das spielt aus meiner Sicht für die Handlung

00:11:55: vielleicht gar nicht die Rolle.

00:11:57: (Ruhige Musik)

00:11:58: (Ruhige Musik)

00:12:27: Manchmal, da passieren Dinge ...

00:12:29: Zum Beispiel die eine Frau ...

00:12:32: die hat Angst vor Hunden.

00:12:35: Versteckt sie.

00:12:36: "Ich hab eine Hundeallergie."

00:12:38: Und die Besitzerin des Hauses, die Katharina,

00:12:41: die war Tierärztin.

00:12:43: Und macht natürlich auch erst Langeweile für die Dörfler dort.

00:12:47: Ein bisschen Tierarztbetreuung.

00:12:49: Und dann übernimmt sie von jemandem, der ins Krankenhaus muss,

00:12:54: mal so einen großen weißen Pudel.

00:12:56: Nun ist natürlich die Angst vor dem Hund.

00:12:59: "Oh Gott, ich hab eine Allergie."

00:13:01: Und es gibt Streit.

00:13:02: Und in diesem Streit sagt die Katharina

00:13:06: einen ganz schlimmen oder ...

00:13:09: ja, ehrlich gemeinten Satz.

00:13:11: "Schließlich ist das mein Haus."

00:13:15: Und das ist natürlich hart.

00:13:17: Dadurch stellen sich die Beziehungen untereinander vollkommen neu auf.

00:13:23: Weil man muss sich ja dann überlegen,

00:13:25: mit wem rede ich jetzt noch?

00:13:27: Oder auf welche Seite stelle ich mich?

00:13:29: So ein Satz, der bringt dann natürlich ein bisschen ...

00:13:32: das ...

00:13:35: Gefüge auseinander.

00:13:36: Und es passieren auch noch ein paar andere Dinge,

00:13:40: wo sich doch sehr zeigt,

00:13:42: na ja, es ist zwar schön, wenn man mit jemandem anders zusammenlebt,

00:13:46: nicht immer allein ist,

00:13:47: aber ...

00:13:49: so ganz so einfach sollte man sich's nicht vorstellen.

00:13:53: Es hat natürlich was, wenn man Leute gut kennt.

00:13:57: Wobei die Personen, die sich hier im Bucht-

00:13:59: oder Wohngemeinschaft oder Gnadenhof,

00:14:01: wie ich es in manchen Arschböttischen sagen,

00:14:04: zusammentun, die kennen sich nur zum Teil.

00:14:06: Meistens so locker.

00:14:08: Also, ich weiß auch nicht, ob ich mit jener meiner Freundin

00:14:12: 24 Stunden, sieben Tage die Woche zusammen sein möchte oder könnte.

00:14:17: (Ruhige Musik)

00:14:19: (Musik wird langsam.)

00:14:20: Was auch auffällig ist,

00:14:34: fast alle haben so ihre kleinen Fluchtpunkte.

00:14:38: Also, die Sylvie, die von dieser Idee,

00:14:40: auf das Land zu ziehen, so begeistert war,

00:14:43: die hat ihre Wohnung in Berlin behalten.

00:14:45: Und dann fährt die mal für ein paar Tage, macht Kultur, Theater und, und,

00:14:49: und als dann mal die Erzählerin so fragt,

00:14:53: "Wie machst du das? Hotel ist doch teuer."

00:14:55: "Ich hab doch meine Wohnung noch."

00:14:57: Also, so diese Fluchtpunkte, ne?

00:14:59: Manche fliehen vor irgendwas, vor Einsamkeit,

00:15:02: wenn der Partner gestorben ist.

00:15:04: Manche suchen Hilfe.

00:15:05: Also, mir persönlich kann man's noch nicht vorstellen.

00:15:08: Wobei, diese Gegend mit dem See und dem Spazierengehen ...

00:15:13: hat was.

00:15:14: (Ruhige Musik)

00:15:15: (Musik wird langsam.)

00:15:16: Es gibt Veränderungen,

00:15:33: aber die kann ich jetzt natürlich nicht erzählen,

00:15:35: sonst ist ja der Lesespaß und die Spannung weg.

00:15:38: Es gibt Veränderungen.

00:15:39: Mit manchen kann man rechnen, mit manchen kann man nicht rechnen.

00:15:45: Aber ich fand, die Geschichte war sehr gut erzählt.

00:15:49: Weil, und das hat mir sehr gut gefallen,

00:15:52: es gibt niemanden, der nur böse ist oder nur gut

00:15:56: oder nur intrigiert oder was auch immer.

00:15:58: Also, das sind alles, ja, ich glaube, so Personen,

00:16:02: wie vielleicht jeder von uns, welche kennt.

00:16:05: (Ruhige Musik)

00:16:06: (Musik wird langsam.)

00:16:07: Das Miteinander ist ja ein Thema.

00:16:27: Und egal, ob das jetzt in der Familie ist

00:16:30: oder in so einer zusammengewürfelten Gemeinschaft,

00:16:34: miteinander reden, miteinander Konflikte austragen,

00:16:38: ich glaub, das ist schon sehr wichtig.

00:16:40: Und es müssen ja nicht immer die ganz großen ...

00:16:44: Probleme sein, die man hat.

00:16:46: Sondern es sind manchmal so Kleinigkeiten.

00:16:49: Zum Beispiel eine Stelle ist mir noch sehr gut in Erinnerung geblieben.

00:16:53: Als das Ehepaar diese Wohngemeinschaft verlässt,

00:16:56: als sie eingezogen sind, haben die einen riesengroßen Tisch mitgebracht.

00:17:00: Da sitzen alle acht Leute drum, Stühle dazu,

00:17:02: alles perfekt in dem Gemeinschaftsraum.

00:17:05: Man macht ja die Mahlzeiten meistens zusammen

00:17:07: und sitzt dann da und unterhält sich.

00:17:10: Und als das Ehepaar nicht mehr in der Gemeinschaft ist,

00:17:14: da kommen die Kinder und nehmen diesen Tisch mit

00:17:17: und die Stühle mit.

00:17:18: Und dann hab ich gedacht, das ist doch irgendwo lächerlich,

00:17:22: solche Dinge zu machen.

00:17:24: Und die müssen nun sehen, dass sie einen Tisch

00:17:27: und passende Stühle kriegen.

00:17:28: Also, ja, das fand ich dann schon ein bisschen ...

00:17:31: (Ruhige Musik)

00:17:32: Ein Buch, was viele Leute lesen könnten.

00:17:48: Es ist eine einfache Sprache.

00:17:50: Also, es ist nicht, dass man pausenlos Fremdwörter nachschlagen muss.

00:17:54: Oder es sind eigentlich auch vertraute Situationen.

00:17:58: Und aufgrund der Tatsache,

00:18:01: dass es so 250 Seiten hat,

00:18:04: ist es natürlich auch ein Buch für Leute, die sagen,

00:18:07: na ja, ich hab nicht so viel Zeit.

00:18:10: Aber so vom Alter her, würd ich denken,

00:18:12: ist das sehr breit gestreut.

00:18:15: (Ruhige Musik)

00:18:16: Der Satz ist zum Beispiel schön.

00:18:28: "Wahrscheinlich ließe sich das ganze Leben

00:18:31: als eine Folge von Zufällen erzählen.

00:18:33: Auch den verpassten, die man nicht erkannt hatte.

00:18:36: Begegnungen und Möglichkeiten,

00:18:37: die einen Abzweig vom Vorgezeichneten hätten bieten können,

00:18:41: aber übergangen wurden.

00:18:43: Die Frage, ob man im Leben

00:18:44: die richtigen oder falschen Entscheidungen getroffen hatte,

00:18:48: erschien mir angesichts der Möglichkeit,

00:18:50: dass man doch nur ein Spielball von Zufällen war,

00:18:53: die mit der genetischen Ausrüstung der Eltern begann,

00:18:56: plötzlich ganz unsinnig.

00:18:58: Der Gedanke an die Unentrinnbarkeit

00:19:00: erfüllte mich mit einer seltsamen Ruhe und Zufriedenheit.

00:19:03: Vielleicht war es das, was die Menschen bei Gott suchten.

00:19:07: Denn wenn sie sagten, es liege alles in Gottes Hand."

00:19:10: (Ruhige Musik)

00:19:26: Das war Vera Amberg, die uns den Roman "Das Haus"

00:19:29: von Monika Maron aus dem Jahr 2023 vorstellte.

00:19:33: Die Infos zum Buch stelle ich euch in die Show Notes.

00:19:37: Den Roman gibt's sicher auch in eurer Bibliothek,

00:19:40: egal wo ihr diesen Podcast hört.

00:19:42: Falls ihr noch mehr über die Arbeit einer ehrenamtlichen Bücherbotin

00:19:47: beim Bücherhausdienst der städtischen Bibliotheken wissen wollt,

00:19:51: hört doch mal in Folge drei der dritten Staffel rein.

00:19:54: Ein tolles Buch ist das.

00:19:55: Ah! - Es ist unheimlich ergreifend.

00:19:57: Also, wie so einfache Leute ... - Man muss ja auch mal was Neues kennen.

00:20:01: Einfache Leute, ihr Leben geschmeidig.

00:20:03: Dass es beim Bücherhausdienst nicht nur um Bücher geht,

00:20:06: merkt man schnell, wenn man den beiden bei ihrem Austausch zusieht.

00:20:10: Gerade weil die 87-jährige Frau Scharfe

00:20:12: nur noch selten die Wohnung verlassen kann.

00:20:15: Man möchte gerne ein bisschen unter den Leuten

00:20:18: und noch ein bisschen teilhaben,

00:20:20: im normalen Leben, aber das ist eben schwierig, ne?

00:20:24: Mhm.

00:20:25: Und deswegen bringe ich das Leben ins Haus.

00:20:28: Deswegen bin ich so dankbar dafür, dass das wirklich eine gute Sache ist.

00:20:34: Muss ich ehrlich sagen.

00:20:35: Nach rund einer Stunde ...

00:20:37: Das war ein Ausschnitt aus Folge drei der dritten Staffel

00:20:40: über den Bücherhausdienst und ihre Bücherboten.

00:20:43: Den Link zur Folge findet ihr in den Shownotes.

00:20:45: Und das war die zweite Folge der vierten Staffel

00:20:48: des Bücherhauspodcasts der städtischen Bibliotheken Dresden.

00:20:51: Ich hoffe, es hat euch gefallen.

00:20:53: Befehlt uns bitte weiter und bewertet die Folge bei Apple Podcast

00:20:57: oder Spotify oder wo immer ihr uns auch hört.

00:21:00: Das war's für heute.

00:21:01: Mein Name ist Marcus Anhäuser. Bis zum nächsten Mal.

00:21:04: (Lockere Musik)

00:21:23: Der BücherRausch ist eine Produktion von Marcus Anhäuser.

00:21:26: Die Titelmelodie "Please listen carefully" ist von Jhazzar.

00:21:30: Die Musik in jeder Episode stammt von Blue Dot Session.

00:21:33: Eine Produktion aus dem Jahr 2024.

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