Leseempfehlung: "Die geschützten Männer" von Robert Merle

Shownotes

Ein Buchtipp von:

Jeannette Vilbrandt, Städtische Bibliotheken Dresden

Buchtitel: Die geschützten Männer

Autor: Robert Merle

1976, Aufbau-Verlag, Berlin und Weimar.

Die Musik dieser Folge:

Titelmusik:

Please, Listen Carefully von Jahzzar

Evidence Room, Galaxy Shard, Purple Light, Trenton Channel von Blue Dot Sessions

Hörtipp zur ersten Staffel: Leseempfehlng von Martina Reinhold, "Warten auf Gonzo" von Dave Cousins

Produktion:

Aufgenommen und produziert von Marcus Anhäuser, Dresden

Idee und Konzept: Marcus Anhäuser

Mit Unterstützung der Städtischen Bibliotheken Dresden.

Transkript anzeigen

00:00:00: Also das merkt man auch in dem Buch, wie so ein winzig, winzig kleines Virus, wie das

00:00:05: in eine ganze Gesellschaftsordnung auf den Kopf stellen kann.

00:00:08: Also was, das wird das Unterste zur Oberste gekehrt und hier, also bei den geschützten

00:00:14: Männern, da bleibt ja praktisch kein Stein mehr auf dem anderen, da ist ja alles eingestürzt.

00:00:18: Hier ist der Bücherrausch.

00:00:20: Please listen carefully.

00:00:21: Herzlich willkommen zur vierten Folge der zweiten Staffel dieses Podcasts.

00:00:29: In dem euch die Buchliebhaberinnen und Buchliebhaber der Städtischen Bibliotheken Dresden ihre

00:00:34: Lieblingsbücher vorstellen.

00:00:36: Diesmal lernt ihr einen Roman kennen, in dem die Frauen in Zeiten einer Pandemie die Macht

00:00:42: übernommen haben.

00:00:43: Mein Name ist Marcus Anhäuser.

00:00:54: Verheerende Seuchen und Epidemien wurden in der Literatur schon immer thematisiert.

00:00:58: Wie in Albert Camus Die Pest oder Die Stadt der Blinden von José Saramago.

00:01:03: In dieser Folge stellt euch Jeannette Vilbrandt einen Roman mit einem ganz ähnlichen Setting

00:01:08: vor, bei dem die Krankheit aber nur die Männer betrifft, was indes Folgen für die ganze

00:01:14: Gesellschaft hat.

00:01:20: Jeannette Vilbrandt ist gelernte Buchhändlerin und hat auch eine Zeit lang bei der Volkssolidarität

00:01:25: gearbeitet.

00:01:26: Und das ist eigentlich die ideale Kombination für ihren Bereich innerhalb der Städtischen

00:01:31: Bibliotheken Dresden.

00:01:33: Der Fahrbibliothek.

00:01:34: Fahrbibliothek ist der Truck und wir fahren mit der sozialen Bibliotheksarbeit in Altersheime

00:01:41: in Behinderteneinrichtungen und bieten dort Literatur an.

00:01:44: Wir machen dort Büchertische und bringen den Leuten die Literatur ins Haus,

00:01:49: also immobilen Leuten.

00:02:00: Wir als soziale Bibliothek fahren alle sechs Wochen in dasselbe Heim.

00:02:05: Ich bin zwei bis drei Mal in der Woche unterwegs und wir sind eigentlich jeden Tag vormittag

00:02:10: oder nachmittag, je nachdem wie die Einrichtungen das wollen, dann bereiten wir dort so eine

00:02:14: Tafel mit unseren Büchern aus und dann kommen die Leute, geben ihre gelesenen Sachen zurück

00:02:20: und unterhalten sich natürlich auch mit uns über die Bücher, sagen das war toll, das

00:02:24: hat mir nicht so gut gefallen, ich hätte gerne mehr von dem Autor oder können Sie mir

00:02:29: mal das mitbringen.

00:02:30: Also es gibt Leute, die haben ganz gezielt Bestellungen, das sind dann schon so zehn

00:02:34: Bestellungen pro Person und dann gibt es Leute, die sagen, Ach ich nehme irgendwas mit Liebe.

00:02:50: Der Austausch ist absolut wichtig, deswegen kommen wir ja hin.

00:02:53: Also wir bringen sozusagen ein bisschen Kultur ins Haus und das ist eigentlich das allerwichtigste,

00:03:00: dass man den Leuten auch mal über den Arm streicht und sagt ja das ist schön und die

00:03:05: sind auch so dankbar, man hat absolut sofort ein Feedback und das ist so eine eins zu

00:03:10: eins Betreuung.

00:03:11: Also in der großen Bibliothek ist ja manchmal ein bisschen anonymer, aber bei uns ist es

00:03:16: so eine sehr persönliche Betreuung.

00:03:28: Ich möchte heute vorstellen von Robert Merle, die geschützten Männer.

00:03:32: Die erste Auflage ist 1976 erschienen, also vor 45 Jahren, aber ich finde, heute aktueller

00:03:39: denn je.

00:03:49: Robert Merle ist ein französischer Schriftsteller, 1908 geboren, damals noch im französischen

00:03:56: Algerien, ist dann nach Paris gegangen, hat dort Anglistik studiert, kam im Zweiten Weltkrieg

00:04:03: in Kriegsgefangenschaft und ich denke mal, also viele seiner Themen behandeln geschichtliche

00:04:12: Aspekte, also meistens historische Sachen, aber er hat ja auch so ein paar Themen gehabt,

00:04:18: die in der Zukunft liegen, also er beschäftigt sich irgendwie immer mit der Geschichte.

00:04:29: Die geschützten Männer ist, ich würde es im Bereich Science Fiction einordnen, aber eine

00:04:35: ironische, satirische Science Fiction, also man kann auch, heute gibt es den Begriff Dystopie,

00:04:41: also das ist auf alle Fälle ein Szenario, naja, schon ein bisschen düsteres Szenario.

00:04:53: Eine Epidemie in den USA rafft alle zeugungsfähigen Männer dahin und die Gesellschaft spaltet

00:05:00: sich sozusagen in die Männer, die sich sofort kastrieren lassen, um der Seuche zu entgehen

00:05:07: und die anderen, die das schon ein bisschen aussitzen und dann gibt es noch die dritte

00:05:11: Gruppe, diese geschützten Männer, eben die Forscher, die Ärzte, die in ein Lager gebracht

00:05:18: werden, um dort an einem Impfstoff zu forschen, also es ist eine fieberhafte Suche nach einem

00:05:23: Impfstoff und dieses Lager wird eben als geschützter Bereich deklariert, im Prinzip ist es aber

00:05:29: ein Gefangenenlager.

00:05:41: Es gibt natürlich eine Hauptfigur, ist auch ein Held in der Hinsicht, es ist der Neurologe

00:05:48: Ralf Martinelli mit seinem 12-jährigen Sohn Dave, also den nimmt er, der darf er mitnehmen

00:05:54: in das Lager und dann gibt es dort natürlich noch verschiedene andere Personen, also die

00:06:01: Forscher werden überwacht von Milizionärinnen, alles weibliche Personen, also der Feminismus

00:06:09: wird praktisch ad absurdum geführt, es ist alles weiblich beherrscht, die Frauen an die

00:06:14: Macht, aber naja, es ist schwierig und er hat dort Mitarbeiterinnen, die natürlich sofort

00:06:21: auf die Seite gewechselt sind, die sich haben kastrieren lassen und das ist jetzt so ein

00:06:26: bisschen die Elite, die anderen, die nicht kastriert sind, ja das ist so ein bisschen

00:06:32: wie, naja, B-Ware.

00:06:49: Dr. Martinelli ist eine sehr reflektierte Person, der hat ordentlich Humor, muss aber

00:06:57: während seiner Zeit dort natürlich auch einige Krisen und Täler durchwandern, wo er an sich

00:07:02: selbst zweifelt, er versucht immer ein guter Vater zu sein, seinen Sohn zu beschützen,

00:07:07: also vor den Ereignissen, muss sich wehren gegen übergriffige, diese Konzernchefin,

00:07:16: die den Impfstoff gerne hätte, die ist sehr übergriffig und herrisch. Und ganz im Geheimen

00:07:24: formiert sich dort in eine Widerstandsgruppe, wir müssen aber sehr, sehr vorsichtig agieren,

00:07:29: weil jeder bespitzelt jeden, alles wird abgehört und die Forscher sind extrem im Fokus der

00:07:37: Herrschenden dort in Anführungsstrichen.

00:07:48: Durch seine feine Ironie und seine Klugheit ist er einem von vornherein sympathisch und

00:07:55: dann auch wie er bei sich bleibt in dem Lager, wie er bei seinen Werten bleibt, bei seiner

00:08:00: Moral, der lässt sich nicht verbiegen, der lässt sich nicht beeinflussen und trotzdem

00:08:04: es ihm teilweise auch schlecht geht, er geht seinen Weg, er ist eine sehr gestandene Person

00:08:10: und auch ein ganz wunderbarer Vater, der dann auch irgendwie eine mütterliche Seite an sich

00:08:16: hat, der ist besorgt, der hat Angst und er will seinen Sohn beschützen und er hat Angst,

00:08:21: in welcher Zukunft sein Kind dann leben muss, also das ist ein rundherum grundsympathischer

00:08:28: Mensch.

00:08:35: Das Buch ist aus der Sicht von einem reifen Martinelli geschrieben aus der Ich-Perspektive

00:08:43: und das macht es finde ich auch so authentisch, dass man seinen Gefühlen und Stimmungen auch

00:08:48: mitgehen kann und man hat manchmal auch Angst um ihn, also das ist auch ein Mann, der sich

00:08:55: nicht scheut über Gefühle zu reden und über Ängste und Sorgen, auch gerade seine Rolle

00:09:01: als Vater, als Ehemann, das steht alles in Frage.

00:09:04: Er weiß nicht wie sein Leben weitergeht danach.

00:09:16: Also es fängt gut an, denkt man ja, ein bisschen mehr Frauen an die Macht, schön, auch mehr

00:09:20: Frauen in die Politik, alles wunderbar, aber das nimmt dann solche Wendungen so in eine

00:09:27: Geschwindigkeit an, dass man dann auch irgendwann denkt, es fühlt sich irgendwie nicht mehr

00:09:32: schön an, die Frauen übertreiben einfach und alle Männer werden verdammt, verteufelt,

00:09:37: es besteht kein gesundes Gleichgewicht, also es ist eigentlich fast noch schlimmer als vorher.

00:09:44: Also Robert Merle hat das so extrem zugespitzt, die Situation, so überzogen, dass dann in der

00:09:52: Politik hat, auch die Männer sind einfach verteufelt, also die sind wie kleine Würmchen,

00:10:00: die haben überhaupt nichts mehr zu melden.

00:10:11: Dieses Lager ist ja wie so ein kleiner Zellkern und was dort los ist, das ist schon nicht schön,

00:10:19: diese ganzen Bespitzelungen und Repressalien gegen Mitarbeiter, es gibt auch Strafen und

00:10:25: man erfährt so ein bisschen wie durch so ein Nebel, was draußen im Land, in den USA in

00:10:30: dem Falle, was da los ist und die Ehefrau des Dr.

00:10:34: Martinelli ist in der Politik angebunden, versorgt ihn mit Informationen intern natürlich

00:10:41: und das ist alles ein sehr düsteres Szenario und man fragt sich die ganze Zeit, wo soll

00:10:47: das enden und selbst wenn es den Impfstoff gibt, wo soll das hinführen?

00:10:51: Also es gibt ja kaum noch zeugungsfähige Männer, wie soll das weitergehen, das Leben?

00:10:57: Also das Buch wirft einige Fragen auf, wo man dann immer denkt, naja, wie geht das weiter

00:11:04: mit der Situation, was macht man jetzt?

00:11:16: Es gibt viele gute Frauen, es gibt tolle Frauen, also selbst von seinen Bewacherinnen gibt

00:11:23: es auch sehr reflektierte Frauen, die sich das natürlich nicht anmerken lassen, das ist

00:11:27: ganz fein eingestreut, ganz dezent, auch da sind natürlich gute Frauen, die vor der Epidemie

00:11:33: ein ganz anderes Leben hatten, die aber sozusagen, um ihre Situation zu verbessern, weil sie

00:11:40: nicht wussten, wie ihre Zukunftsaussichten sind, es gibt tolle Forscherinnen, in dem

00:11:44: Lager sind natürlich auch sehr verschiedene Frauenpersonen, also angepasste, oppositionelle

00:11:53: und mütterliche Frauen, kluge, ja, das ist ein großer Fokus auf das Spektrum an Frauen

00:11:58: an sich, aber auf jeden Fall auch seine Ehefrau ist eine ganz tolle, bemerkenswerte, sehr kluge,

00:12:07: bewundernswerte Frau.

00:12:20: Ich würde direkt mit dem Anfang anfangen.

00:12:24: Man kann sehr gut die Stimmung spüren und auch sehen, dass die Hauptperson, Dr.

00:12:30: Martinelli, sehr reflektiert ist, dass er einen feinen Humor hat, also man kann da schon

00:12:34: so ein bisschen reinfühlen, wie das dann, naja, noch Fahrt aufnimmt, die Situation.

00:12:43: Fensterloser Raum mit Klimaanlage, Eichentäfelung bis auf halbe Höhe, darüber die Wände weiß

00:12:50: mit einem einzigen Stich, eine Szene von der Pockenimpfung auf Kuba im Jahr 1900.

00:12:59: Dicker Veluorteppich, in den ich beim Eintreten bis an die Knöchel eingesunken bin.

00:13:05: Großer komfortabler Sessel, in den ich mich auf einen Wink bis zu den Hüften fallen lasse.

00:13:12: Daraufhin ein langes Schweigen.

00:13:13: Ich bin hier, um zu reden, doch man scheint mich dazu nicht sehr bereitwillig auffordern

00:13:19: zu wollen.

00:13:20: Das Wort ist eine Sache, die sich die Großen dieser Welt nicht gerne nehmen lassen.

00:13:26: Sie ziehen es vor, sich selbst zu hören, statt zuzuhören.

00:13:30: Überdies bin ich mir bewusst, keine Persona grata zu sein, weder ich selbst noch das,

00:13:37: was ich zu sagen habe.

00:13:38: Man lässt mich schmoren.

00:13:41: Gleich von Anfang an soll ich mich von meiner Bedeutungslosigkeit durchdringen lassen.

00:13:45: Alle drei sitzen stumm auf der anderen Seite eines ovalen Tisches, dessen übermäßige

00:13:52: Größe, vermute ich, den ganzen Abstand zwischen der Macht und dem einfachen Bürger symbolisieren

00:13:57: soll.

00:13:58: Mich beschleicht das Gefühl im Examen zu stehen, was mich zwar verjüngt, mir aber keineswegs

00:14:05: zusagt.

00:14:06: Und es scheint wohl auch so etwas ähnliches zu sein, denn obwohl ich ein anerkannter Neurologe

00:14:11: bin, frage ich mich, ob ich nicht durchfallen werde.

00:14:15: Die Ironie will es, dass meine Karriere überhaupt nicht auf dem Spiel steht und ich hier bin,

00:14:19: um das öffentliche Interesse vor den Menschen, zu deren Obliegenheiten es gehört, zu verteidigen.

00:14:26: Da sind wir weit fortgeschritten in der Geschichte und der Lagerbetrieb hat Dr.

00:14:34: Martinelli fest im Griff.

00:14:36: Er ist so ein bisschen dabei, seine erste Krise zu überwinden, sich selbst zu reflektieren

00:14:43: und nochmal innezuhalten, um bei seinen Werten zu bleiben.

00:14:47: Also es ist ein sehr standhafter Mensch, der sich nicht beeinflussen lässt, aber es ist

00:14:52: schwer in der Situation und hier nimmt er sich nochmal ein bisschen zurück und geht in sich.

00:14:57: Gewiss, ich wusste es schon vorher, doch seit ich im Blueville bin, Blueville ist das Lager,

00:15:05: weiß ich es besser.

00:15:07: Der Mensch macht den Fehler, die Hälfte seines Lebens damit zu vertun, dass er in Hoffnung

00:15:12: oder in Furcht vor dem kommenden Tag lebt.

00:15:15: Ohne jeden Aufschub wird er von Termin zu Termin gestoßen und durch das unaufhörliche

00:15:21: Warten verliert er seine Fähigkeit die Gegenwart zu genießen.

00:15:24: Ich habe mir oft Folgendes ausgemalt.

00:15:26: Wenn die Vorstellung von der Zukunft in einer bestimmten Zone des Gehirns lokalisiert wäre,

00:15:33: könnte die Neurochirurgie vielleicht versuchen, die Gehirnströme in dieser Zone abzuschwächen.

00:15:38: Dann würden die täglichen Ängste, einschließlich der größten Angst, der vor unserem Ende,

00:15:45: nachlassen.

00:15:46: Seit ich in Blueville bin, habe ich buchstäblich nur gewartet.

00:15:52: Nach meinem Kündigungsschreiben auf die Antworten, während unendlich langer Wochen auf Anitas

00:15:57: Besuch, solange ich hier bin auf den Erfolge unserer Forschungsarbeit, seit drei Wochen

00:16:04: auf einen zweiten Anruf von Helsingforth und parallel dazu auf den Tag meiner Flucht.

00:16:11: Wenn diesbezüglich wenigstens die Initiative von mir aus ginge, dann wäre ich von den Vorbereitungen

00:16:16: in Anspruch genommen.

00:16:18: Aber nein, ich muss unwissend und passiv ein Unternehmen abwarten, dessen Einzelheiten einschließlich

00:16:25: des Termins vom Wir geplant werden.

00:16:27: Kaum ein Flüchtling war jemals weniger heldenhaft und tatenloser.

00:16:33: Mir scheint, dass ich nicht mehr Entscheidungsgewalt habe als ein Paket, das über die Grenze

00:16:38: geschmuggelt werden soll.

00:16:40: Der einzige Unterschied und nicht einmal zu meinen Gunsten besteht darin, dass ein Paket

00:16:45: keine Angstzustände kennt.

00:16:57: Robert Merle nimmt einen an die Hand und man hat das Gefühl, man ist dort mit als Beobachter.

00:17:02: Und das ist manchmal wirklich beängstigend, was dort los ist.

00:17:07: Und gerade wer hier so aufgewachsen ist, dieses Bespitzeln, das kommt uns ja irgendwo bekannt

00:17:12: vor.

00:17:13: Es ist ein absolut faszinierendes Buch.

00:17:17: Es ist so spannend.

00:17:18: Es hat aber auch eine Sarkasmus, Ironie.

00:17:24: Und dadurch, dass jede Berührung, jeder Blick zwischen Männer und Frauen verpönt ist,

00:17:30: verboten ist, hat das Ganze natürlich noch so eine erotische Spannung.

00:17:38: Ich habe das vor einem Jahr noch mal gelesen, fand ich interessant, wie Robert Merle mit

00:17:43: dem Thema Epidemie umgeht.

00:17:45: Und deshalb lassen sich wirklich aktuelle Bezüge herstellen.

00:17:48: Es ist manchmal erschreckend authentisch.

00:17:51: Ich habe immer wieder Stellen, ich habe gesagt, das gibt es doch nicht.

00:17:54: Ich war so, also über diese Parallelen zur heutigen Zeit, diese krampfhafte Suche nach

00:18:00: dem Impfstoff und auch dieses Abspalten, das haben wir ja jetzt auch, also die Corona-Leugner,

00:18:07: die Geimpften, die noch nicht Geimpften, die Unentschiedenen, dass sich dann die Gesellschaft

00:18:12: so formiert.

00:18:22: Also das Verrückte ist ja auch, das merkt man auch in dem Buch, wieso in winzig, winzig

00:18:29: kleines Virus, wie das in eine ganze Gesellschaftsordnung auf den Kopf stellen kann.

00:18:34: Also was, das wird das Unterste zur Oberste gekehrt und hier, also bei den geschützten

00:18:39: Männern, da bleibt ja praktisch kein Stein mehr auf dem anderen, da ist ja alles eingestürzt.

00:18:47: Ja, ich kann schon mal sagen, es geht gut aus, es wird wieder hell, obwohl es zeitweise ziemlich

00:18:53: düster war im Buch.

00:18:54: Also die Stimmung wird gut wiedergegeben.

00:18:57: Wenn es regnet, fühlt man sich auch, als ob das regnet.

00:19:02: Also man ist so mitgenommen, man ist so drin, ja, da schafft das wirklich gut, seine Leser

00:19:07: an die Hand zu nehmen, um sie richtig in das Buch reinzuziehen.

00:19:10: Und am Ende merkt man schon, es gibt wieder Hoffnung, es kommen Hoffnungsstrahlen,

00:19:15: es kann nicht alles schlecht sein, es können die Menschen einfach den Glauben verlieren

00:19:21: und ihre Moral auch verlieren.

00:19:23: Also es ist ja, es ist auch jetzt, für jetzt gerade auch deswegen ein gutes Buch.

00:19:29: Es kann wieder gut werden, es wird anders werden, aber man soll nicht aufgeben.

00:19:48: Das war Jeannette Vilbrandt, die euch "Die geschützten Männer" von Robert Merle vorstellte.

00:19:54: Der Roman ist 1976 im Aufbau Verlag erschienen und ihr bekommt ihn sicher auch in eurer Bibliothek,

00:20:01: egal wo ihr diesen Podcast hört.

00:20:03: Wenn euch die Folge gefallen hat, hört doch mal in die erste Staffel rein, wo euch Martina

00:20:09: Reinhold "Warten auf Gonzo" von Dave Cousins empfiehlt.

00:20:13: Das ist insgesamt ein sehr optimistisches Buch, was selten heutzutage im Jugendbuchbereich vorkommt.

00:20:21: Das gibt einem mal so richtig wieder Lebensmut,

00:20:27: denke ich, wenn man das Buch gelesen hat, geht man wieder etwas aufrechter durch den Tag.

00:20:40: Wenn ihr mehr solcher Leseempfehlungen hören wollt,

00:20:43: abonniert einfach unseren Podcast und empfehlt ihn weiter.

00:20:46: Das war der Bücherrausch mit Marcus Anhäuser und Jeannette Vilbrandt.

00:20:53: Bis zum nächsten Mal.

00:21:11: Der Bücherrausch ist eine Produktion von Marcus Anhäuser.

00:21:14: Die Titelmelodie "Please listen carefully" ist von Jhazaar.

00:21:18: Die Musik in jeder Episode stammt von Blue Dot Session.

00:21:22: Eine Produktion aus dem Jahr 2021.

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